Page 161 - Badersdorf Chronik
P. 161

WIRTSCHAFT




               DIE STEINBRÜCHE



               DIE ANFÄNGE DES STEINABBAUES

               Das hügelige Waldgebiet am Südrand von Badersdorf
               birgt ein großes Stein­ und Mineralvorkommen. Ver­
               mutlich  wurden  bereits  um  1807  auf  dem  heutigen
               Grund stück der Urbarialgemeinde im Ried Steinriegel,
               gegenüber  dem  Wasserreservoir,  für  den  Bau  einer
               Steinkapelle  mit  einem  Fassungsvermögen  von  200
               Personen, erstmalig Steine abgebaut. Auch beim Bau
               der jetzigen Kirche im Jahr 1852 wurde das Material
               vermutlich in diesem Bereich abgebaut, da die kurze
               Distanz  zwischen  Abbaustelle  und  Kirche  und  das
               Gefälle den Transport des Materials erleichterten.
               In  der  Zwischenkriegszeit  wurde  begonnen,  für  den
               privaten  Hausbau  in  der  Nähe  des  „Reiger­Stein­  Arbeiter und Arbeiterinnen mit Pferdefuhrwerken im Jahr
               bruchs“ Steinmaterial abzubauen, was ausschließlich   1930 im Badersdorfer Steinbruch
               von der Ortsbevölkerung bewerkstelligt wurde. Anfang
               der  30er­Jahre  wurde  im  Urbarialwald  begonnen,   noch  heute  von  der  heimischen  Bevölkerung  der
               Steinmaterial gewerbsmäßig abzubauen.              Name „Brückgupf“ für das dortige Gebiet im Bereich
               Der erste Steinbruch mit der Bezeichnung „Wiesner­  der „Seelacke“ verwendet.
               Bruch“ entstand an der Südwand des jetzigen Stein­  Bemerkenswert ist, dass der Badersdorfer Ferdinand
               bruches. Um diese Zeit wurde die Pinkataler Straße   Kummer, Badersdorf 66, bereits damals einen Last­
               von Eisenberg nach Eberau gebaut. Die erforderlichen   kraftwagen  zum  Transport  des  Steinmaterials  ein­
               Steine  wurden  mit  Pferdefuhrwerken  zur  Baustelle   setzte  und  damit  eine  Ergänzung  zu  den  Pferde­
               befördert. Da ein Teil des Gebietes rund um den Stein­  fuhrwerken schuf.
               bruch  unwegsam  und  sumpfig  war,  wurden  Bäume   Der Abbau des Steinmaterials erfolgte händisch, die
               ge schlägert und mit den daraus gewonnenen Rund­   Steine  wurden  an  zerklüfteten  Stellen  mit  Krampen
               lingen  eine  Holzbrücke  gebaut,  damit  die  Pferde­  oder  mit  Eisenbohrern  heraus  gerissen,  welche  mit
               fuhrwerke  über  diesen  Weg  die  Steine  befördern   dem Hammer in die Steine geschlagen wurden, ge­
               konnten.  Mit  einem  Pferdefuhrwerk  konnte  ca.  1  m 3    bohrt und dadurch auseinander gebrochen oder ge­
               Steinmaterial  befördert  werden.  Für  die  bäuerliche   lockert und aus der Bruchwand herausgerissen. Da­
               Bevölkerung  bedeutete  das  Pferdefuhrwerk  ein  ent­  nach wurden sie mit dem Hammer zerschlagen und
               sprechendes Nebeneinkommen. Aus dieser Zeit wird   zu Schotter verarbeitet. Damals hatten die Steinbrüche




                                                                                                               159
   156   157   158   159   160   161   162   163   164   165   166