Page 132 - Badersdorf Chronik
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KULTURGESCHICHTE
BRAUCHTUM IN BADERSDORF
Das Dorf folgte viele Jahrzehnte hindurch einer festen Der Tag der hl. Lucia wurde von manchen zum Hexen
bäuerlichen Ordnung. Die jährlich wiederkehrenden tag gemacht. Die Thomasnacht war Losnacht für die
Bräuche hielten die Gemeinschaft zusammen und heiratswilligen Mädchen.
förderten das Zusammengehörigkeitsgefühl der Dorf
bewohner. Bräuche begleiteten den Jahresablauf und Das Herbergsuchen war immer ein ausgesprochen
den Lebenslauf. christlicher Brauch. Dabei wanderte eine Marien
statue neun Tage lang vom 15. bis 23. Dezember
Das Jahresbrauchtum ist reich an Einzel veran jeden Abend von einer zur anderen Familie und suchte
staltungen. Man freute sich schon auf manche Feste Herberge.
und tat gerne mit. Das Jahresbrauchtum begann mit
der Adventzeit. Der Heilige Abend war früher ein strenger Fasttag.
Am Weihnachtsabend ging der Bauer räuchernd
durch das Haus. Bestimmte Speisen wurden nur an
Am Tag der heiligen Barbara am 4. Dezember stellte diesem Abend zubereitet.
man frisch geschnittene Kirschbaumzweige in einer Der Christbaum ist der bekannteste Brauch im
Vase in die warme Stube. Um die Zweige schrieb man Jahres lauf. Dabei bildete sich für den Hl. Abend für
auf einen schmalen Papierstreifen einen Wunsch. jede Familie ein eigener Ablauf heraus.
Blühte ein Zweig bis Weihnachten auf, so ging der Es wurde Brauch, dass das verkleidete Christkind am
Wunsch in Erfüllung. Die jungen Mädchen fieberten Heiligen Abend in die Familien kam. Oft übernahm ein
dem Hl. Abend entgegen, ob wohl der Barbarazweig junges Mädchen, weiß gekleidet mit einem Schleier,
mit dem Wunsch nach einem Freund aufgeblüht war. die Rolle des Christkinds, gab den Kindern Geschenke
und er mahnte sie, brav zu sein.
Das Fest des hl. Nikolaus durchbrach die besinnliche In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg pflegte man
Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Bereits am den Baum noch mit viel Schmuck und Süßigkeiten zu
Vorabend zogen Burschen als Krampuse verkleidet behängen. In den letzten Jahren war man immer mehr
durch den Ort, drohten schlimmen Kindern und er bestrebt, dem Baum seine Natürlichkeit zu belassen.
schreckten Frauen und Mädchen. Die verkleideten
Ge stalten verwendeten früher „Büllhefen“ bei den Um Der Christbaum wurde erst einige Tage vor dem Hl.
zügen als Lärminstrumente. Brave Kinder wurden mit Abend gekauft. Am Hl. Abend wurde der Baum, meist
Äpfeln, Nüssen und Süßigkeiten belohnt. Viele Familien eine Fichte, die lange die Nadeln behalten sollte, im
bestellten einen Nikolo, der die braven Kinder belohnte, Zimmer aufgestellt. Die Tür wurde versperrt, damit die
vor allem jene, die ein Gebet beherrschten. Kinder nichts vom Aufputzen des Baumes mit be
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