Page 137 - Badersdorf Chronik
P. 137

KULTURGESCHICHTE




                                                                  Auffordern“  durch  den  Brautführer.  Der  wichtigste
                                                                  Zweck  des  Tanzes  war  das  „Kranz­Abtanzen“.  Man
                                                                  nahm der Braut den Brautkranz ab und setzte ihr ein
                                                                  Kopftuch auf. Auch ein Kochlöffel wurde ihr in die Hand
                                                                  gedrückt, zum Zeichen, dass künftig ihr Platz am Herd
                                                                  sein würde. Ein schöner Brauch war das „Machkern“.
                                                                  Da bei  verkleideten  sich  meist  einige  Frauen  und
                                                                  tanzten mit lautem Getöse und einem Hand korb ins
                                                                  Zimmer, und bettelten um Essen und Trinken.
                                                                  Die Hochzeit dauerte oft  bis weit in den nächsten Tag
                                                                  hinein. Zum Abschied bekam noch ein jeder Hochzeits­
                                                                  gast eine Schachtel mit Mehlspeisen mit. Die Hoch­
                                                                  zeits  mehlspeisen von Badersdorf sind heute weit über
               Die Hochzeit war früher vor allem für Kinder und Jugend­  die Landesgrenzen bekannt und beliebt.
               liche ein bedeutendes Fest für das ganze Dorf (1958).  Es  muss  erwähnt  werden,  dass  nicht  alle  früheren
                                                                  Hochzeits bräuche eingehalten werden. Die Hochzeit
               Gäste ins Haus des Bräutigams, holten die Braut ab   findet heute meistens in Gasthäusern statt, wird aber
               und formierten sich zum feierlichen Zug in die Kirche.   noch immer sehr pompös  und aufwendig  gefeiert.
               Natürlich  durften  die  Beistände  nicht  fehlen.  Einen
               Polterabend so wie heute gab es selten, da meistens
               das Geld dazu fehlte.
               Am Tag der Hochzeit war fast das ganze Dorf auf den
               Beinen. Mit Musik und Trara angeführt vom Lader ging
               es zur Kirche. Der Hochzeitszug in den hianzischen
               Dörfern  wurde  durch  Wegsperren  behindert,  deren
               Wegräumen  sich  die  Hochzeitsgesellschaft  durch
               Geld­  und  Weinspenden  erkaufen  musste.  Vor  der
               Kirche wurde ein Band vorgezogen wenn ein Bursch
               aus  der  Nachbargemeinde  ins  Dorf  heiratete.  Da
               musste sich der Bräutigam die Braut freikaufen. Nach
               der  Trauung  wurde  gratuliert  und  der  Hochzeitszug
               bewegte sich meist zum Haus der Braut. Hier warteten
               schon die Hochzeitsköchinnen auf die Gäste, um sie
               mit Speis und Trank zu verwöhnen. Die Hochzeitsköchin
               erbat sich häufig während des Mahles von den Gästen
               ihren Lohn. Der Höhepunkt des Mahles war das „Braut­   Der Hochzeitszug im Jahr 1958




                                                                                                               135
   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142