Page 74 - Badersdorf Chronik
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ORTSGESCHICHTE







                   Gemeinde Badersdorf,
                   Zahl - 140/1957



                                                                                      Badersdorf, am 19.11.1957



                   Betr.: Ereignisse 1945 - 1956 in den Gemeinden



                   An die
                   Bezirkshauptmannschaft
                   In Oberwart

                   In Entsprechung des do. Auftrages vom 19.3.1957 Zahl - I - 161-1957 wird folgendes berichtet:
                   Im Jänner 1945 waren bereits sämtliche wehrtaugliche Männer zum Wehrdienst eingezogen. Die Land-
                   wirt schaften wurden von den Frauen geführt und die gewerblichen Betriebsstätten mit Ausnahme der
                   Gast häuser waren zur Gänze stillgelegt.  Im Winter 1944/45 wurden ca. 50 Frauen und Jugendliche
                   zum Bau des Südostwalles in der Gemeinde Eisenberg herangezogen. Acht Männer wurden zum Volks-
                   sturm eingezogen und vom 15.1. bis 5.4.1945 bei Rechnitz eingesetzt. Am 1.4.1945 wurde der Ort von
                   deutschen Truppen belegt und am 4.4.1945 erfolgte nach zweimaligem Besitzerwechsel die endgültige
                   Besetzung des Ortes durch russische Soldaten. Vom 4.4. bis 12.4.1945 lag die Gemeinde in unmittelbaren
                   Bereich der Front. Die Hauptkampflinie verlief am Ortsrande. Während der Kampfzeit musste sich die
                   Bevölkerung dauernd verborgen halten, vor allem waren die Frauen dauernd Gefahr ausgesetzt. Die
                   russischen Besatzungstruppen verblieben bis Mitte Juni 1945. Während der Kampftage wurden 2 Wirt-
                   schaftsgebäude vollkommen zerstört, 8 Wohn- und Wirtschaftsgebäude zum Teil schwer beschädigt.
                   Zur Zeit der Besetzung durch die russischen Truppen wurden vom Ort 55 Rinder, 35 Zugpferde, 10
                   Schweine, 200 Geflügel, ca. 15.000 kg Brotgetreide und Futtermittel, 50 Bauernwagen, ca. 15.000 l
                   Wein samt Gebinde weggebracht. Weiters wurden mindestens 1/3 der Wohnungen vollkommen aus-
                   geplündert. Die Bevölkerung war nach dem Abzug der letzten Besatzungstruppen aus dem Ort jedoch
                   noch bis Juni 1946 großen Drangsalierungen und Gefahren durch russische Besatzungstruppen aus-







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