Page 70 - Badersdorf Chronik
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ORTSGESCHICHTE
DIE BEIDEN WELTKRIEGE
Die Ruhe, die vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges
herrschte, war nur eine scheinbare. In allen Ländern,
vor allem in dem Vielvölkerstaat, wie ihn die öster-
reichisch- ungarische Monarchie darbot, knisterte es
schon seit Jahren. Überall wurden Feuerchen ge-
schürt.
In der österreichisch-ungarischen Monarchie waren es
die einzelnen Nationalitäten, die sich nicht weiter von
Wien, d.h. dem Kaiserhaus der Habsburger, bevor-
munden lassen wollten; die Franzosen sannen lange
schon auf Rache für die Niederlage, die ihnen die
Deutschen 1870/71 zugefügt hatten, die Russen wollten
expandieren, England noch mehr Kolonial gebiete in
ihre Macht bringen. Es genügte also ein Funken, um
das randvoll gefüllte Pulverfass in Europa zur
Explosion zu bringen. Und dieser Funke war die
Ermordung des öster reichisch-ungarischen Thron-
folgers Franz Ferdinand am 28.06.1914 durch
serbische Verschwörer in Sarajewo. Das von Wien an
Belgrad am 23.07. gerichtete Ultimatum rief die
Russen auf den Plan. Durch die schroffe Zurückweisung
des Ultimatums erklärte Österreich-Ungarn fünf Tage
später Serbien, Deutschland am 01.08. Russland, am
03.08. Frankreich sowie England am 04.08. Deutsch-
land den Krieg.
Das blutige Drama, das mehr als 4 Jahre andauern
sollte, hatte begonnen. Nach der Euphorie über er-
zielte große Anfangserfolge kamen bald arge Rück-
Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden schläge. Unsere Männer, die ihre Ausbildung in ungari-
Weltkriege schen Regimentern erhielten, wurden hauptsächlich
an der Front gegen Russland und auf dem Balkan
gegen die Serben eingesetzt. Erst später, als Italien
am 23.05.1915 Österreich-Ungarn den Krieg erklärt
hatte, kämpften unsere Soldaten auch an der italieni-
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